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VOLLE KÜSTENENERGIE VORAUS!

Wir stehen Rede und Antwort zur Energiepreisentwicklung

MIT DEN STADTWERKEN NORDFRIESLAND AUF DER SICHEREN SEITE

18.03.2022

Wenn es nicht um Corona geht, bestimmen die steigenden Strom- und Gaspreise derzeit die Schlagzeilen und Diskussionen. Unterschiedliche Meinungen und Prognosen tragen dazu bei, dass viele Menschen verunsichert sind. Im Sinne unserer Kunden möchten wir daher einen verständlichen und transparenten Überblick liefern. Die drängendsten Fragen zum Thema wurden zweien gestellt, die es wissen müssen: Dr. Jan Schulz, Geschäftsführer, sowie Stefan Dohrn, Leiter Shared Service der Stadtwerke Nordfriesland.

  • Warum ist Energie plötzlich so teuer geworden?

Dr. Jan Schulz: Der Grund ist eine nie da gewesene Situation an den Großhandelsmärkten. Hier kamen viele Ereignisse zusammen, die im Ergebnis zu einer Preisexplosion geführt haben. Beispielsweise war das Jahr 2021 ein sehr wind- und sonnenarmes. Strom musste deswegen vermehrt durch Gasturbinen erzeugt werden. Doch die Gasspeicher sind derzeit nur gering befüllt. Wenig Angebot bei viel Nachfrage hat folglich zu einem sehr hohen Gaspreis am Markt geführt. Zeitweise gab es Preissprünge von bis zu 400 % im Vergleich zum Vorjahresmittel.

  • Hat dieser Effekt auch die Kunden der Stadtwerke Nordfriesland getroffen?

Dr. Jan Schulz: Grundsätzlich schon. Auch wir mussten unsere Gaspreise anpassen. Beim Strom sind wir glücklicherweise ohne Preisanpassung ausgekommen. Durch unsere risikovermeidende und vorausschauende Beschaffungsstrategie konnten wir allerdings den weitaus größten Teil der Preisexplosion abfedern.

  • Wie sieht diese Beschaffungsstrategie aus?

„Im Detail würde diese ein eigenes Interview erfordern, außerdem ist sie natürlich auch ein Stück Geschäftsgeheimnis. Zusammengefasst: Strom und Gas beschaffen wir für unsere Kunden teilweise bereits zwei oder drei Jahre im Voraus. Die jeweiligen Kaufsignale ergeben sich aus chartanalytischen und fundamentalen Daten. Insgesamt ist die Beschaffungsstrategie konservativ und risikoarm.“

Dr. Jan Schulz

  • Bedeutet das für Ihre Kunden konkret, dass Sie immer den günstigsten Strom liefern können?

Dr. Jan Schulz: Das würden wir uns natürlich wünschen. Unser oberstes Ziel ist allerdings, Versorgungssicherheit zu kontinuierlich attraktiven Preisen zu gewährleisten. Was geschieht, wenn man immer der Billigste sein will, mussten leider viele Verbraucher durch die Insolvenzen der Energiediscounter am eigenen Leib erfahren.

  • Was genau ist da aus Ihrer Sicht schiefgelaufen?

Dr. Jan Schulz: Einige Marktteilnehmer agieren schlichtweg unseriös! Da ist das Geschäftsmodell gar nicht darauf ausgelegt, Kunden ernsthaft mit Energie zu beliefern. Andere wiederum versuchen, mit Energie zu spekulieren. Das ist per se nicht unseriös, aber riskant! Dieses Risiko trifft bei steigenden Börsenpreisen schließlich auch die Kunden. Alle diese Geschäftsmodelle haben eines gemein: kurzfristige, scheinbar billige und risikoreiche Energielieferung. Mit so etwas konkurrieren wir nicht, sondern stehen für das Gegenteil: langfristige, ehrlich kalkulierte und sichere Energieversorgung. Ich würde mir wünschen, dass die aktuellen Entwicklungen zu einer bewussteren Konsumentscheidung führen – auch bei der Auswahl des Energieversorgers.

  • Hatten die Insolvenzen von Marktteilnehmern auch Auswirkungen auf die Stadtwerke Nordfriesland?

Stefan Dohrn: Ja, als Grundversorger sind wir verpfl ichtet, betroffene Haushaltskunden aufzunehmen. Zum Jahreswechsel mussten die Stadtwerke viele Verbraucher in der Region auffangen. Das führte zu ungeplanten Energiemengen, die zu deutlich höheren Preisen nachbeschafft werden mussten. In kurzer Zeit haben wir einen Notfallplan erarbeitet, um auch für betroffene Gewerbetreibende und kritische Infrastrukturen gewappnet zu sein. Daraus ergeben sich bis heute ungeklärte rechtliche Fragen, z. B. wer die Kosten für die teuren nachbeschafften Mengen trägt. So etwas habe ich in meiner 15-jährigen Tätigkeit in der Energiewirtschaft bisher noch nicht erlebt.

  • Was raten Sie betroffenen Verbrauchern?

„Kommen Sie zu uns! (Lacht)
Aber im Ernst: Das Kind ist hier natürlich bereits in den Brunnen gefallen, sodass Betroffene sich am besten an eine Verbraucherzentrale wenden. Im Grunde kann man diese momentane Situation auch als Argument für einen regionalen Energiepartner verstehen – das zahlt sich langfristig aus.“

Stefan Dohrn

  • Ist es richtig, dass Sie sogar eine vertraglich vereinbarte Preiserhöhung ausgesetzt haben?

Stefan Dohrn: Das ist wahr. Wir haben viele Stunden beraten, ob wir den Fernwärmekunden in Leck eine Verdopplung der monatlichen Preise zumuten können. Der stark gestiegene Erdgaspreis ist hier ein erheblicher Bestandteil der Berechnungsgrundlage.

  • Warum haben Sie sich dagegen entschieden?

Stefan Dohrn: Wer zu uns kommt, erwartet einen gewissen Schutz. In schwierigen Zeiten lotet man also aus, was möglich und was nötig ist. Gleiches gilt auch für den Strompreis, welchen wir ebenfalls konstant gehalten haben. Wir verstehen uns eher als Gemeinschaft, in der unsere langjährigen Kunden freiwillige Mitglieder sind. Hier gilt es, in schweren Zeiten zusammenzuhalten.

  • Wie schätzen Sie die weitere Lage auf den Energiemärkten ein?

Dr. Jan Schulz: Das kann tatsächlich niemand belastbar voraussagen. Was wir allerdings zusagen, ist, dass wir auch weiterhin für unser Leistungsversprechen einer langfristigen und zuverlässigen Versorgung mit Energie stehen.

  • Letzte Frage: Wie sieht die Entwicklung bei den Stadtwerken Nordfriesland aus?

„Wir haben unseren Kunden in den letzten vier Jahren sehr gut zugehört und frühzeitig ein Qualitätsmanagement eingeführt, das deutlich abbildet, worauf unsere Kunden wirklich Wert legen.“

Stefan Dohrn

Dr. Jan Schulz: Daraus entstand zum Beispiel ein spezieller Vermieterservice, ferner gab es eine signifikante Verbesserung der Jahresverbrauchsabrechnung. E-Mobilitäts-Tarife und ein Produkt zur Klimaneutralität wurden ins Leben gerufen. Aktuell arbeiten wir an neuen ökologischen Konzepten rund um Wärmeversorgung und innovative Wärmenetze sowie an einem Rückvergütungsmodell für Elektro-Mobilisten. Wir haben also noch viel vor. (Lacht)